Am St.-Anna-Platz im Lehel stehen zwei Kirchen: die
neoromanische St. Anna und die barocke St. Anna. Wie an anderen Stellen in München (Moosach, Sendling, Haidhausen) erklärt sich dieses doppelte Vorkommen des Patroziniums aus dem pfarrgeschichtlichen Zusammenhang, der zwischen den Sakralbauten besteht, so dass man auch hier von Alt-St. Anna und Neu-St. Anna sprechen könnte, was aber nur selten passiert. Das liegt vielleicht daran, dass die alte St. Anna nicht besonders lange die Pfarrkirche im Lehel war und zudem als Bauwerk allgemein kein sonderlich hohes Alter aufweist. Erbaut wurde sie in den Jahren 1727 bis 1733 als Klosterkirche für den Eremitenorden der Hieronymiten, der hier seit 1725 ansässig war.
Das Gotteshaus war ein Frühwerk von Baumeister Johann Michael Fischer (1692-1766) und seine erste Kirche in München, zudem entstand sie im Kontext der Geburt des Kronprinzen Maximilian III. Joseph (1727-1777), ist also auch eine Votivkirche, wie der Dehio mitteilt, aus dem die hier wiedergegebenen Informationen stammen. Solche Dankeskirchen, auch die
Theatinerkirche ist eine, erbaute man in München, wenn nach mehreren weiblichen Kindern "endlich" ein männliches geboren wurde, Max III. war das vierte Kind von Kaiser Karl VII. (Wittelsbacher) und Maria Amalia von Österreich, die auch den Grundstein legte.
Die endgültige Weihe erfolgte im Jahr 1737, doch der Klosterkirche blieb nur ein kurzes Dasein beschert, denn bereits 1802 wurde sie aufgehoben. Auch als Pfarrkirche blieb sie nicht lange bestehen, denn 1827 kam es zu einer Zweitnutzung durch die Franziskaner. Mit der Fertigstellung der Neu-St. Anna endete 1892 die Zeit als Pfarrkirche, so dass es sich seitdem um eine reine Franziskanerklosterkirche handelt.
Die originelle Architektur des Bauwerks lässt sich von Osten her nicht besonders gut erkennen, da die Klosterbauten die Kirche als Flügelbauten verdecken. Hinter der Ostfassade gen St. Anna-Platz folgt ein Rechteckbau, an den ein Zentralbau westlich anschließt. Auf diesem befindet sich eine etwas ungewöhnliche Kuppel, die besondere Fensterformen und eine Dachlaterne besitzt. Am Inneren wirkten Cosmas Damian Asam, Egid Quirin Asam und Johann Baptist Straub mit. Nach der schweren Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Gotteshaus etappenweise wieder aufgebaut, wobei ihr Erwin Schleich (1925-1992) eine neobarocke Fassade verpasste.