Obwohl Lorenz von Westenrieder (1748-1829) seine Laufbahn gänzlich auf ein kirchliches Amt ausrichtete und Jesuitenschüler wurde, war er schon in den 1770er Jahren Anhänger der Aufklärung, zu deren Verbreitung er mit Nachdruck beitragen wollte. Als der Jesuitenorden aufgehoben wurde, ging er als Lehrer der Poetik und Rhetorik ans Gymnasium nach Landshut, wo seine Reden schnell an Bedeutung gewannen, da sie versuchten, das Volk zu erziehen und es auf ähnliche geistige Höhen zu führen, wie dies bei anderen deutschen Völkern längst der Fall war, denn Bayern wurde von jenen häufig als rückständig belächelt. Daneben begann Westenrieder poetische Werke zu schreiben, trat in die neugegründete Akademie der Wissenschaften ein und veröffentlichte „Baierische Beiträge zur schönen und nützlichen Litteratur“ (1779-1782).
Vielen seiner Werke wird nachgesagt, dass sie mit zu großer Hast veröffentlicht wurden, was Westenrieder auch selbst einräumte und mit dem ständigen Zeitdruck durch die Verleger und seiner eigenen Arbeitsweise rechtfertigte. Seine dabei an den Tag gelegte kritische bis spöttische Haltung gegenüber Bildungswesen, Beamte, Klerus und Adel machte ihm aber auch viele Feinde, so dass nicht selten der Vorwurf laut wurde, er schreibe nur deshalb so viel, damit er ausreichend Geld verdiene. Er wandte sich später vom belehrenden Ton seiner Frühphase ab und bemühte sich, die praktischen Aspekte mehr zu beachten.
In seiner Rolle als Bücherzensor (ab 1776) wandelte sich seine Sicht auf die Aufklärung zunehmend, zudem war sein Stand unter den folgenden Kurfürsten äußerst schwankend. Bereits 1779 musste er sein Lehramt in Landshut aus gesundheitlichen Gründen aufgeben, bekam aber weiterhin sein Gehalt und zudem im Jahr 1783 das Pötschnersche Beneficium bei St. Peter verliehen. Er veröffentlichte Romane, schrieb anonym auch Kritiken an den Zuständen seiner Zeit (etwa gegen das Umfeld des Kurfürsten Karl Theodor oder das Zölibat) und wandte sich zunehmend dem Feld der Geschichte zu. Trotz seines Bemühens, nach außen zu wirken, das Bild Bayerns zu bessern und die Jugend zur Kenntnis ihrer Geschichte zu erziehen, wurde er selbst zunehmend zum Einzelgänger, was seine verschiedenen Krankheiten mit beschleunigten, da er oft tagelang nicht sprechen konnte.
Hauptgrund für seine Verbitterung war aber die allzu große Orientierung Bayerns am französischen Vorbild, die ihn vor allem für Eingriffe in das Kirchenwesen empfindlich machten. Regelrecht verbohrt stellte er sich nun gegen Neuerungen, kritisierte die Verbesserung der Lage der Protestanten, die Gründung von Buchhandlungen und andere durchaus sinnvolle Entwicklungen. Seine Ausfälle gegen Andersdenkende wurden so heftig, dass der einstige Buchzensor nun selbst zensiert werden musste. Am Ende seines Lebens entwarf er (1824, 1827) sein Wunschbild eines zukünftigen München im Jahr 1850, das voller Ressentiments gegen seine Zeit steckt. Dennoch bleibt es sein großer Verdienst, das Interesse an der Geschichte Bayerns geweckt zu haben. Seine gesammelten Werke wurden 1831 bis 1838 in Kempten in 29 Bänden veröffentlicht, das Denkmal von Max Widnmann auf dem Promenadeplatz entstand zu seinem 25. Todestag im Jahr 1854. Es trägt die Sockelinschrift:
"Lorenz v. Westenrieder
Geheimer geistlicher Rath
Geboren in München
Am I August MDCCXLVIII
Gestorben daselbst
Am XV Maerz MDCCCXXIX"
Seine täglichen Aufzeichnungen zum Wetter, seinem Gesundheitszustand und den für ihn interessanten zeitgeschichtlichen Geschehnissen wurden aufgrund ihres Wertes im Jahr 1882 in den Abhandlungen der Münchner Akademie veröffentlicht. In einer Zeit des massiven Wandels suchte Westenrieder die Rückbesinnung zu einfacheren Zeiten, eine nur allzu menschliche Eigenschaft.