Nach einer turbulenten Ausbildung in Darmstadt, Heppenheim, Erlangen und Paris konnte Justus Liebig (1803-1873; ab 1845 hessischer Freiherr) durch eine Vortrag in Paris Alexander von Humboldt auf sich aufmerksam machen, der ihn wiederum dem Großherzog Ludwig I. von Hessen empfahl. Dieser holte ihn 1824 nach Gießen, wo Liebig einen Studiengang für Chemie aufbaute, indem er das Studium in Abschnitte gliederte, die zur systematischen Erlangung von Wissen und Kenntnissen dienen sollten. Er erlangte bald internationale Bedeutung. erhielt Berufungen nach St. Petersburg, Wien und Heidelberg und unternahm mehrfach Auslandsreisen. Aber erst als Max Pettenkofer sich 1852 für einen Wechsel nach München stark machte, folgte Liebig diesem Wunsch.
In München nahmen sogar Angehörige des Königshauses an seinen aufsehenerregenden Vorlesungen teil. Neben der Fortsetzung seiner Chemischen Briefe, die zunächst im Literaturteil einer Augsburger Zeitung erschienen und dann in Buchform veröffentlicht und übersetzt wurden, wurde er Präsident der Akademie der Wissenschaften. Seine Bedeutung lag vor allem daran, dass er die praktische Verwendbarkeit seiner chemischen Erkenntnisse nicht nur gut darlegen konnte, sondern sich auch tatsächlich aktiv um die Verbesserung zum Beispiel der Landwirtschaft zu bemühen. Bedeutsamer Wegbereiter war er vor allem bei der Elementaranalyse, der Radikaltheorie und der Agrikulturchemie. So erkannte er, dass die Pflanzen den Kohlenstoff nicht aus dem Humus beziehen, sondern aus dem Kohlendioxid der Luft.
Nach seinem Tod wurde das vierzig Jahre von ihm stark beeinflusste Magazin für Pharmazie und die einschlagenden Wissenschaften in Liebig's Annalen umbenannt. Trotz mancher Rückschläge bei gleichzeitiger Polemik seitens Liebig.haben sich seine Thesen zumeist durchgesetzt, da er bereit war Fehler einzusehen und neue Wege zu suchen. Claus Priesner, aus dessen Artikel in der NDB 14 (1985) die meisten der hier wiedergegebenen Informationen stammen, sieht „den Aufstieg Deutschlands zur führenden Nation im Bereich der Chemie … mit seinem Namen untrennbar verbunden“
Sein Denkmal am Maximiliansplatz besteht aus mehr als nur einem Standbild. Es ist eine ganze Anlage mit Treppen, Vasen, Geländern, Verzierungen, goldenen Kränzen, Reliefdarstellungen und einer Steinskulptur, die Liebig nachdenkend sitzend zeigt.