Das sogenannte "Dritte Reich" (1933-1945) hat so viele Verbrechen begangen, dass es immer wieder wichtig ist, daran zu erinnern, dass es auch Menschen gab, die sich gegen die Vernichtungspolitik der NSDAP und ihrer Helferverbände wie der SS oder der SA gestellt haben. Nicht selten haben sie diesen Widerstand mit ihrem Leben bezahlt, etwa Ernst Thälmann, Claus Schenk Graf von Stauffenberg oder die Geschwister Scholl. Diese Art des Gedenkens wählt einzelne Personen aus, die stellvertretend für ihre Gruppierungen stehen.
Einen anderen Weg beschreiten die Denkmäler für die "Weiße Rose", bei denen nicht an Einzelpersonen, sondern an die gesamte Gruppe erinnert wird. Die meisten dieser Gedenkorte befinden sich unmittelbar an und in der LMU, aus der die Gruppierung hervorging, doch auch am Hofgarten hat man ein Denkmal errichtet, das dem individuellen Gedenken eine größeren Rahmen entgegensetzt.
Es stammt von Leo Kornbrust und wurde im Jahr 1996 enthüllt. Es ist eine Art Sperrriegel im öffentlichen Raum, steht genau da, wo viele Wege zusammentreffen - und das nicht ohne Grund: Zunächst einmal soll natürlich der Durchgangsverkehr zwischen Altstadt und Englischem Garten auf das Denkmal stoßen, doch auch die nähere Umgebung ist Ziel des Denkmals. So wurde der schwarze Kubus an zwei Seiten mit Zitaten beschriftet. An der Mündung der von der Staatskanzlei herführenden Arkadenreihe steht ein erschütternder Brief aus der Haft sowie ein Aufruf aus dem Kontext des Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 ("Operation Walküre"):
Meine Lieben. Mein letzter Brief, den ich Euch
schreibe. Das Gnadengesuch ist abgelehnt worden.
Ich werde um 15 Uhr hingerichtet. Also lebt
wohl und in der Ewigkeit sehen wir uns
wieder.
Josef Hufnagel, 40 Jahre alt, Bauer, 1944
Es geht um die Sicherung eines gerechten Friedens,
der dem deutschen Volk ein Leben in Freiheit und
Ehre, den Völkern freiwillige und fruchtbare
Zusammenarbeit ermöglicht.
Erwin von Witzleben,
Aufruf für den 20. Juli 1944
Durch diese Zusammenstellung wird deutlich, dass der Widerstand in allen Bevölkerungsgruppen zu finden war, denn zwischen dem Bauern Josef Hufnagel und dem altgedienten Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben (1881-1944) klaffen Welten und dennoch starben sie kurz nacheinander wegen ihres Widerstandes gegen die Angriffskriege des Dritten Reiches. An v. Witzleben erinnern heute Gedenktafeln in Berlin und München, Straßen und Schulen tragen seinen Namen und sogar ein Ehrenmal wurde für ihn errichtet. An den brandenburgischen Bauern Hufnagel (1903-1944) hingegen nur dieses Mahnmal. V. Witzleben sollte im Falle einer erfolgreichen Durchführung der "Operation Walküre" den Oberbefehl über die Wehrmacht übernehmen, Hufnagel hat nicht viel mehr gemacht, als ausländische Sender zu hören und sich negativ über die Umstände zu äußern. Das reichte schon aus, um hingerichtet zu werden, was wiederum zeigt, wie schwer es den Menschen gemacht wurde, sich gegen die Politik der NSDAP zu stellen.
Auf der gegenüberliegenden Westseite des Denkmals findet sich eine zweite Inschrift:
Wir wollen hier nicht urteilen über die verschiedenen
möglichen Staatsformen; nur eines soll eindeutig
und klar herausgehoben werden: jeder Mensch
hat einen Anspruch auf einen brauchbaren
und gerechten Staat, der die Freiheit des
Einzelnen als auch das Wohl der Gesamtheit
sichert.
Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses,
Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür
verbrecherischer Gewaltstaaten.
Das sind die Grundlagen des neuen Europa.
Aus den Flugblättern der Widerstands-
bewegung „Die Weisse Rose“ 1943
Somit wird an drei verschiedene Formen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus erinnert, die zugleich als Mahnung für die Zukunft gedacht sind und zeigen, wohin diktatorische Systeme fast zwangsläufig führen.