Wenn eine Gruppe von Menschen umgebracht wird, dann sucht man sich oft eines der Opfer heraus und stilisiert dieses zum Helden, wie es etwa beim
Kleinen Trompeter in
Halle (Saale) der Fall war, der stellvertretend für die zehn Toten des Blutsonntags von 1925 im
Volkspark zum Helden verklärt wurde. Ganz ähnlich ist es beim „Schmied von Kochel“, der sich vor allem dadurch auszeichnete, dass er – angeblich – als letzter Kämpfer der Sendlinger Blutweihnacht zum Opfer fiel. Ob er wirklich existierte, wird mittlerweile allerdings stark angezweifelt, da die Gegend von Kochel nicht am Aufstand beteiligt war. Da er als Schmied kräftig gewesen sein dürfte, wurde er schon 1830 auf der Historienmalerei an der
alten Kirche St. Margaret als kraftstrotzender Übermensch dargestellt, der grauhaarig auf den Leichen der Gefährten mit Keule und Fahne gegen mehrere Reiter kämpft. Noch heroischer ist aber eine Statue ausgefallen, die sich diesem Wandbild gegenüber befindet: Sie zeigt den Schmied als eine Art Schlachtenbummler mit einer geschulterten Fahne. Die Inschriften erklären an der Vorderseite:
Zum Gedächtnis
der oberbayerischen
Landeserhebung und der
Sendlinger Bauernschlacht
1905
Und an der Rückseite:
Bei der Hundertjahrfeier
der Sendlinger Bauernschlacht
gestiftet von der
Stadtgemeinde München
im Jahre 1906
Auch wenn die Inschrift nichts vom „Schmied von Kochel“ erwähnt, so wird dieses Bauernschlacht-Denkmal meist „Schmied-von-Kochel-Denkmal“ genannt, da die Figur das Denkmal dominiert. Es ist so gestaltet, dass in der Lindwurmstraße unten ein Brunnen angelegt ist, aus dem das Denkmal emporsteigt und welches von der Figur bekrönt bekrönt wird. Dadurch ist eine eindrucksvolle Gedenkanlage entstanden. Ideengeber war der Archivrat Ernst von Destouches, an dem Bau (1905-1911) waren der Architekt Carl Sattler (1877-1966) und der Bildhauer Carl Ebbinghaus (1872-1950) beteiligt.
An die Sendlinger Bauernschlacht, die auch Sendlinger Blutweihnacht und Sendlinger Mordweihnacht genannt wird, erinnert auch eine Gedenkgrab auf dem Friedhof der alten St. Margaret, eine
Tafel an der
neuen St. Margaret sowie ein ebenfalls imposantes Denkmal in Kochel.